Fakten
Die UNO schätzt, dass jährlich zwischen 30 – 35 Milliarden US – Dollar durch Menschenhandel generiert werden. Ein grosser Teil kommt aus der Sexindustrie.
Geschätzte 2,5 Millionen Menschen werden jährlich Opfer von Menschenhandel. 80% sind Frauen und Kinder. Die moderne Sklaverei übersteigt alles bisher Dagewesene und ist inzwischen lukrativer als der Drogen – und Waffenhandel. Die UNO geht aktuell davon aus, dass weltweit insgesamt 27 Millionen Menschen versklavt werden.
Zahlen zu Menschenhandel und Sexgewerbe
Weltweit 2,5 Millionen Opfer jährlich ( 80% davon Frauen und Kinder )
In der EU 500 000 Frauen jährlich ( 20 – 40% aus Osteuropa )
In der Schweiz 1500 – 3000 Frauen jährlich
Umsatz Prostitution CHF 8,8 Millionen pro Tag
Schweiz
Umsatz Menschenhandel USD 30 – 35 Milliarden pro Jahr
Weltweit
– Die Zahlen basieren auf Erhebung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der UNRIC (UNO), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und des Bundesamtes für Polizei (fedpol).
Raisas Geschichte
Osteuropa/Moldavien
Raisa (Name wurde aus Sicherheitsgründen geändert)
Raisa ist 32 Jahre alt und alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Trotz einer Arbeitsstelle verdient sie nicht genug, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Es gibt Tage, an denen die Familie kaum etwas isst. In dieser Zeit hört Raisa oft von gut bezahlten Stellen im Ausland. Sie will nicht fort, doch ihre existenzielle Not ist gross. Als ein Nachbar ihr von einer Stelle in Zypern erzählt, lässt sie sich darauf ein.
Am Flughafen in Zypern erwartet sie ein Mann. Er bringt sie zu einer Wohnung, wo sich schon vier Frauen aufhalten. „ Ihr habt mich viel gekostet „, sagt der Eigentümer, „ 4000 Dollar müsst ihr zurückzahlen – mit Prostitution!“ Der Mann droht, eines von Raisas Kindern umzubringen, falls sie nicht gefügig sein sollte. Jeden Tag kommen um die zehn Männer, die sie sexuell missbrauchen, vergewaltigen!
Nach drei Wochen macht die Polizei eine Razzia im Haus. Raisa und die anderen Frauen werden befreit und später in ihr Heimatland deportiert. Bei ihrer Rückkehr ist Raisa mittellos. Sie fängt an, ihren Schmerz mit Alkohol zu betäuben, wirkt verschlossen und ist agressiv.
Eines Tages lernt Raisa eine Mitarbeiterin in unserer Partnerorganisation kennen und erfährt, dass sie Hilfe bekommen kann. Im Sommer 2013 entscheidet sie sich, das Angebot anzunehmen. Ihr Leben verändert sich. Sie bekommt psychologische, medizinische und materielle Hilfe und schöpft wieder Hoffnung. Zudem wird sie in Beruflicher Hinsicht beraten und kann Weiterbildungskurse besuchen. Raisas gesundheitlicher Zustand verbessert sich, auch trinkt sie kaum mehr Alkohol. Sie wirkt offener und geselliger. Das hat positive Auswirkungen auf die Beziehung zu ihren Eltern und Geschwistern. Raisa lebt mit ihrer Tochter, die den Kindergarten besucht, in einer Wohnung. Ihr Sohn lebt bei ihren Eltern und besucht dort die Schule. Dank der erfolgreich absolvierten kaufmännischen Weiterbildung findet sie eine Stelle in einem grossen Unternehmen. Mit ihrem Lohn kann sie ihre Lebenskosten decken.
Raisa sagt: „Vor einem halben Jahr dachte ich, dass mein Leben keinen Sinn mehr habe, dass ich nicht wert sei, weiterzuleben! Ich kam mir als völlige Versagerin vor, denn ich hätte niemandem trauen sollen. Doch als ich diese Hilfsorganisation kennenlernte, fasste ich wieder Vertrauen. Ich bin von Herzen dankbar, dass ich Hilfe bekommen habe und dass ihr mir eine Chance gegeben habt.“
Filmauszug aus DVD „Die neue Sklaverei“ von Philippe Decourroux